Filed under: Tagesgeschehen | Schlagwörter: A100, Auto, Berlin, BRD, Klima, Tod, Wahnsinn
Dans une avalanche, aucun flocon ne se sent responsable
Wahr ists, dass in Berlin eine Radfahrerin, die von einem Betonmischer überfahren wurde, verstorben ist, möglicherweise auch deshalb, weil ein schweres Rettungsfahrzeug wegen der Verzögerungen durch so genannte „Klimaproteste“ nicht rechtzeitig zum Unfallort kam.
Ebenfalls wahr ists, dass diese Frau auch dann nicht gestorben wäre, wenn der LKW-Fahrer beim Abbiegen in seine Spiegel geschaut und ihr die Vorfahrt gewährt hätte. Das wird von jenen vielen, die sich beim Nachdenken über die „Klimaspinner“ stets den Schaum vom Mund abwischen müssen, in ihrer propagandistischen Leichenfledderei allerdings niemals erwähnt.
Unwahr ists, dass es eine gute Idee sei, als rechts von einem rechtsabbiegenden LKW auf dem Radweg geradeaus fahrender Radfahrer seine theoretisch existierende Vorfahrt gegen den LKW durchzusetzen. Es ist eine sehr dumme Idee. Besser ist es, dem LKW-Fahrer mit einem Winke-Winke-Handzeichen zu zeigen, dass man ihn fahren lässt, ihn abbiegen zu lassen und dann mit hoffentlich heilen Knochen geradeaus weiterzufahren. Das Handzeichen ist natürlich nur für den völlig unwahrscheinlichen Fall, dass der LKW-Fahrer überhaupt in seinen aufwändigen Spiegelapparat schaut. Eine vergleichbare Vorsicht ist bei einem Taxi¹ zu empfehlen, denn Taxifahrern ist es regelmäßig scheißegal, ob sie vielleicht jemanden totfahren könnten. Die vielen anderen Barbaren der Straße tragen leider keine deutlichen Warnzeichen am Auto und können deshalb nicht so leicht im Vorfeld erkannt werden, so dass beim Radfahren generell ein schon leicht überdefensiver Fahrstil zu empfehlen ist, der sich auch nicht blind auf Ampeln, Verkehrsführungen und Verkehrsschilder verlässt. — Disclaimer: Als regelmäßiger Radfahrer im Stadtverkehr weiß ich, was ich hier schreibe. Zum Glück sind die meisten Autofahrer vernünftig genug, aber wenn man es einmal mit so einem Idioten mit (oder auch mal ohne) Führerschein zu tun hat, ist man ein Fall für die Intensivmedizin, während das Auto nur Lackschäden hat.
Ich bin übrigens hocherstaunt darüber, dass noch kein Journalist die sonst so wichtige Frage behandelt hat, ob die Radfahrerin einen Helm getragen hat. Das ist nämlich sonst der erste journalistische Impuls bei schweren Unfällen mit Radfahrern. Aber diesmal gibt es halt besseren, aufwühlenderen Content zu liefern, nämlich die Geschichte von den festgeklebten Klimamördern, die gedankenlos andere Leute in den Tod schubsen.
¹Ich sage gern, dass „Taxi“ als Warnung verstanden werden sollte und dass ich glaube, dass das Wort aus einem türkischen Dialekt kommt und auf Deutsch „Henker“ bedeutet. Fast alle gefährlichen Situation als Radfahrer im Stadtverkehr habe ich mit Taxis.
3 Kommentare so far
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Ich empfehle ein passiv-aggressives Verhalten als Fahrradfahrer. Einerseits sich regelkonform verhalten, vorausschauend fahren und immer mit dem Fehler des anderen rechnen, sowie defaultmäßig höflich und zuvorkommend agieren und reagieren. Andererseits „breitbeinig“ auf der Fahrbahn fahren, non-verbal selbstbewußt den zustehenden Verkehrsraum einfordern (Prinzip rollender Radweg), mit zusätzlichen Reflektoren an Packtaschen, Signalweste, Anhänger, etc. die Sichtbarkeit erhöhen und natürlich immer mit optimaler, funktionierender Beleuchtung unterwegs, sobald es dunkel oder diesig wird. Und so immer den Eindruck eines Profi-Radlers vermitteln, ggf. mit Schildern und Aufklebern das alles noch an den rückwärtigen Autoverkehr unterstreichen.
Was ich dagegen schon alles an Radfahrern erlebt habe: immer wieder gerne im Stockdunkeln ohne Licht, gegen die Kreisverkehrrichtung fahren oder mäuschenhaft mit schlecht sitzendem Fahrradhelm demonstriert, dass man als Fremdkörper im Straßenverkehr wahrgenommen wird.
Kommentar von orinoco 4. November 2022 @ 11:24Mein Favorit in Hannover war der Vollidiot, der mir mal nachts auf der Hildesheimer Straße (vierspurige, sehr verkehrsreiche Ausfallstraße Richtung Laatzen und Hildesheim) entgegenkam: Als Radweg-Geisterfahrer, ohne Licht, bei Rot über die Ampel (an der Kreuzung Geibelstraße) ohne auch nur irgendwohin zu gucken, einhändig fahrend, mit Smartphone in der Hand und dicken, akustisch schließenden Kopfhörern. Wie ein Dummkopf aus einem schlechten Witzfilm. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der mal totgefahren wird.
Da will ich mal hoffen, dass sich dann niemand auf einer Straße festgeklebt hat und dafür als Radfahrermörder bezeichnet wird.
Kommentar von Nachtwaechter 4. November 2022 @ 14:44Ich kann nur davon abraten als Radfahrer Blickkontakt mit Blechbüchsentreibern zu suchen. Die Menschen in den 2 Tonnen (oder noch schwerer) Gefährten intepretieren das gar nicht mal so selten fehl.
Kommentar von Martin 25. November 2022 @ 09:26Besser ist es aus den Augenwinkel zu beobachten, ob sich der Typ in der viel zu großen und schweren Blechbüchse regelkonform verhält, oder ob er gleich Unsinn macht. Je nach dem kann man dann gut reagieren.
Und natürlich noch folgendes essentielles: Nie als Geradeausfahrer rechts von Rechtsabbiegern fahren. Das bedeutet dann, am besten immer Radwege meiden und auf der Fahrbahn fahren, da wo eben Fahrzeugführer hingehören und gesehen werden.